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Vorurteile abbauen durch internationale Zusammenarbeit

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Durch internationale Zusammenarbeit Vorurteile abbauen.

Für Susanne ist der Abbau von Vorurteilen ein zentraler Aspekt der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit. „Man kann so viel von unterschiedlichen Arbeitsstrukturen lernen. Der Weg mag unterschiedlich sein, aber das Ergebnis ist oft das gleiche“, betont sie.

Ein Beispiel dafür erlebte sie kürzlich: Während eines Austauschs zwischen niederländischen und deutschen Schülern saßen sie beim Essen zusammen und ließen den Tag Revue passieren. Ein Schüler bemerkte: „Die Deutschen haben einen anderen Zollstock, der öffnet anders!“ Susanne, die selbst mit der deutschen Variante vertraut ist, fragte überrascht: „Wie, anders öffnen?“ Als sie den niederländischen Zollstock in die Hand nahm, wusste sie tatsächlich nicht, wie er funktioniert. „Solche Kleinigkeiten schaffen so viel Verbindung“, erzählt Susanne lachend. „Es war urkomisch, aber gleichzeitig auch lehrreich. Wenn man sich die Zeit nimmt, solche Unterschiede zu erklären, lassen sich viele Vorurteile ausräumen. Die Hürde ist oft kleiner, als man denkt.“

Begegnungen als Brücke

Susanne hat eine langjährige Karriere im Interreg-Kontext und arbeitet in verschiedenen Rollen eng mit der Euregio zusammen. Aktuell ist sie Direktorin der Stichting RIBO, einer Partnerorganisation des ROC van Twente. Neben ihrer Hauptaufgabe übernimmt sie auch gelegentlich Übersetzungs- und Planungsarbeiten – unter anderem dank ihrer deutschen Wurzeln.

„Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für die deutsch-niederländische Zusammenarbeit“, sagt sie. „Für grenzüberschreitende Projekte braucht man starke Partner, um Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu schaffen. Das gelingt am besten in kleinen Begegnungen.“ Für Susanne ist dies auch ein persönliches Ziel: „Sobald man in eine andere Kultur eintaucht, erfährt man eine enorme Bereicherung. Es ist ein Privileg, dass wir uns in Europa frei begegnen können. Das sollten wir nutzen.“ Auch die Lage Twentes sieht Susanne als großen Vorteil: „Schaut doch mal auf die Karte: Wir sind nicht am Rand – hier fängt alles an! Es gibt keine Grenzen, nur Möglichkeiten. Wir fahren problemlos eine Stunde durch die Niederlande, warum also nicht auch in die andere Richtung, nach Deutschland?“

Zusammenarbeit schafft Verbindung

Die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit wird ihrer Meinung nach oft unterschätzt. „Man kann echte Verbindungen schaffen“, erklärt Susanne. „Beim Einkaufen oder im Urlaub bleibt man meist auf seinem eigenen ‚Inselchen‘. Aber durch Zusammenarbeit entsteht echte Verbindung.“ Das sieht sie besonders bei den Schülern: „Am Anfang denken sie oft: ‚Hm, was soll ich mit dir?‘ Aber bei gemeinsamen Mahlzeiten oder Aktivitäten entstehen plötzlich Freundschaften. Das Eis lässt sich am besten mit einfachen Dingen brechen – zum Beispiel, indem man zusammen eine Tompouce isst“, fügt sie lachend hinzu.

Beziehungen und Produktion

Auch Unternehmen können viel voneinander lernen, wenn sie die erste Hürde überwinden: die Sprachbarriere. Susanne erklärt: „Historisch bedingt sind die Kulturen unterschiedlich. In den Niederlanden steht die Handelsmentalität im Vordergrund – Beziehungen werden durch gemeinsame Aktivitäten wie Kaffeetrinken aufgebaut. In Deutschland, als klassisches Produktionsland, liegt der Fokus mehr auf Gründlichkeit und Effizienz.“ Sie betont jedoch, dass beide Ansätze ihre Stärken haben: „Ich sehe in beiden Systemen positive Aspekte. In der Grenzregion versteht man sich oft besser, weil man mit beiden Denkweisen vertraut ist.“

Bildung und Anerkennung

Ein weiterer Punkt, den Susanne anspricht, sind die Unterschiede im Bildungssystem: „Das deutsche Bildungssystem ist ganz anders aufgebaut. Die Notenskala und die verschiedenen Niveaus sind für Außenstehende oft verwirrend. Ich bin mit der 1 als bester Note aufgewachsen – in den Niederlanden ist es genau umgekehrt!“ Susanne merkt an, dass auch die Anerkennung von Abschlüssen ein großes Thema ist. „In Deutschland wird viel Wert auf formelle Qualifikationen gelegt, während in den Niederlanden eher geschaut wird, was jemand tatsächlich kann. Ich finde es viel wichtiger, sich auf die Fähigkeiten eines Menschen zu konzentrieren, als nur auf seine Papiere.“

Susanne ist überzeugt: Die deutsch-niederländische Zusammenarbeit bietet enormes Potenzial – sei es in der Bildung, in Unternehmen oder im zwischenmenschlichen Austausch. „Gemeinsam können wir Vorurteile abbauen, Brücken schlagen und voneinander lernen.“